Erin Schacht 3 - Der Hammerkopfturm

Der irische Bergbauunternehmer William Thomas Mulvany konsolidierte 1858 mehrere Grubenfeldbesitztümer auf dem Gebiet von Castrop und benannte das neue Grubenfeld in Erinnerung an seine Heimat "Erin".

 

Nach dem Abteufen der Schächte 1 und 2 an der Karlstraße, in unmittelbarer Nähe zur Altstadt von Castrop-Rauxel, wurde dort 1867 mit der Kohlenförderung begonnen. In den Folgejahren ereigneten sich auf Erin mehrere Schlagwetterexplosionen und Wassereinbrüche, was dazu führte, dass der Betrieb der Zeche 1877 zum Erliegen kam.

1882 / 1883 gründete Friedrich Grillo die neue "Gewerkschaft Erin", übernahm die ersoffenen Grubenbaue der Zeche Erin und sümpfte sie mit Erfolg.

1887
ging die Zeche Erin dann in die von Friedrich Grillo mitgegründete Gelsenkirchener Berkwerks-AG (GBAG) über.

 

Im Castrop-Rauxeler Ortsteil Schwerin wurde das östlich der Schächte Erin 1 und 2 gelegene Feld Emilie von der Zeche Graf Schwerin angepachtet, um dort zwischen 1889 und 1891 den Schacht Erin 3 als ausziehenden Wetterschacht mit einem Durchmesser von 5,50 Metern abzuteufen, über dem der Hammerkopfturm heute steht. Dies war sinnvoll, um das Risiko einer Schlagwetterexplosion im Abbaugebiet erheblich zu senken. 1890 kam es dabei zu so starken Wasserzuflüssen, dass zeitweilig der Teufbetrieb eingestellt werden mußte und das Gelingen insgesamt in Frage gestellt wurde.

Im Jahre 1891 wurde in einer Teufe von 255 m das Steinkohlengebirge erreicht. Noch im selben Jahr wurde der Schacht bis auf 376 m Teufe gebracht und auf der 3. Sohle mit den Stollen der Zeche Erin 1/2 verbunden. Er wurde sodann als ein- und ausziehender Schacht mit Wetterscheider aus Beton genutzt.


Ab etwa 1903 / 1904 diente der Schacht 3 wohl nicht mehr nur als Bewetterungsschacht. Vielmehr wurde er auch unter Errichtung eines Stahlfördergerüstes sowie entsprechender Nebenanlagen (Kesselhaus, Kaue) als Seilfahrtschacht genutzt, um die Anmarschwege im Grubenfeld zu verkürzen. Zeitweise wurde dort wohl auch Kohle gefördert. Wenig dokumentiert und umstritten ist, dass die geförderten Kohlen vom Schacht 3 in Ermangelung eigener Aufbereitungsanlagen mittels einer Pferdebahn, zum Teil wird auch von einer Seilbahn berichtet, übertage im Verlauf der heutigen Heinrichstraße zu den Anlagen der Schächte Erin 1, 2 und 4 verbracht worden sein sollen. Andere Quellen hingegen besagen, dass auf Schacht 3 nur Kohlen für den Eigenbedarf des Kesselhauses zu Tage gefördert wurden. Eine Seilbahn hat es auf Schwerin zwar nachweislich gegeben, diese verband jedoch die Anlagen Graf Schwerin 3 / 4 mit denen von Graf Schwerin 1 / 2.

 

1906 / 1908 wurde der Schacht 3 bis auf die 4. Sohle (498 m) tiefergeteuft.

Durch Fortschritte in der Stahlbautechnik und die Einführung von Elektrofördermaschinen (Dampffördermaschinen verursachten beim Betrieb starke Vibrationen) war ab etwa 1911 der Bau von Fördergerüsten möglich geworden, bei denen die Fördermaschine mit Treibscheibe und der Führerstand senkrecht über dem Schacht angebracht werden konnten. Das Seil mit dem Förderkorb wurde so direkt in den Schacht hinabgehängt. Das machte ein separates Maschinenhaus entbehrlich, was wiederum die erforderliche Grundfläche der Schachtanlage reduzierte.

1913 / 1914 wurde eine neue Waschkaue an Schacht 3 errichtet.

1926 ging die Gelsenkirchener Bergwerks AG in der neu gegründeten "Vereinigte Stahlwerke Aktiengesellschaft" auf.

 

Ab 1929 (und nicht zwischen 1918 und 1921 wie viele Quellen besagen) erhielten die in wesentlichen um 1905 erbauten Tagesanlagen von Erin 3 ein neues Gesicht durch den Abbruch des alten Fördergerüstes und die Errichtung der geschlossenen, 34,38 Meter hohen Turmförderanlage, die wegen ihrer besonderen Form und Bauart (das Profil erinnert wegen des über die Grundfläche des Förderturmes herauskragenden Maschinenhauses an einen stehenden Hammer) heute auch Hammerkopfturm genannt wird.

 

Das Stahlgerüst und die elektrische Fördermaschine, letztere hergestellt 1923 von der Friedrich-Wilhelms-Hütte in Mülheim an der Ruhr, wurden von der Dortmunder Zeche Tremonia angekauft, wo diese nur für kurze Zeit über dem Schacht Westphalia 2 zum Einsatz gekommen waren. Der Irrtum über den Bauzeitpunkt ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass die im Turm befindliche Fördermaschine die Jahreszahl 1923 trägt. Nach nur zehn Monaten Umbau konnte im Februar 1930 der Betrieb wieder aufgenommen werden.

 

Im Jahre 1934 wurde innerhalb der "Vereinigten Stahlwerke A. G." eine Umorganisation bzw. Neuordnung vorgenommen, bei der der Konzern in eine Reihe selbständiger Betriebsgesellschaften aufgelöst wurde. Die Zechen der Gruppe Dortmund, zu denen Erin und Teutoburgia gehörten, firmierten unter dem alten Namen "Gelsenkirchener Berwerks A. G.".

Von 1937 an wurde Schacht 3 ausschließlich zur Bewetterung und als Seilfahrtschacht benutzt. Die Förderung der Kohle erfolgte über den Schacht Erin 7.

Im Zuge einer erneuten Umorganisation der Gelsenkirchener Berkwerks A.G. wurde die Zeche Erin zunächst ab 1953 unter der Bezeichnung "Alte Gelsenkirchener Berkwerks AG" und ab 1954 dann unter der Auffanggesellschaft "Erin Bergbau AG" geführt. Ab 1956 wurde die Zeche Erin durch die Dortmunder Bergbau AG geführt.

In den Jahren 1957 - 1959 wurden die Kauen der der Außenanlagen von Erin 3 zu Schwarz-Weiß-Kauen umgebaut.

1967
erfolgte der Verkauf der Zeche an den Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV), der auch die Zeche Graf Schwerin erworben hatte. Im gleichen Jahr wird in Schacht 3 die 5. Sohle (684 m) erreicht. Die Gesamtteufe mit Schachtsumpf belief sich auf 705 Meter.

1983 erfolgte die Stillegung der Zeche Erin. 1984 wurden die Schächte von Erin verfüllt und mit dem Abriss der Tagesanlagen begonnen, der 1985 weitgehend beendet war.

1984 wurde in Castrop Rauxel der „Erin Förder-Turm-Verein e. V.“ gegründet, der es sich unter dem Vorsitz von Klaus Michael Lehmann zum Ziel gesetzt hatte, die Fördertürme der Zeche Erin über den Schächten 3 und 7 sowie das Fördergerüst der Zeche Teutoburgia in Herne-Börnig als Industriedenkmale zu erhalten und den drohenden Abbruch abzuwenden.

Der Hammerkopfturm Erin Schacht 3 in Castrop-Rauxel ist einer der ältesten noch erhaltenen Türme seiner Art und ist daher sowohl technikgeschichtlich als auch wirtschaftsgeschichtlich von Bedeutung für die Stadt und die Region. Zwischen 1911 und 1945 wurden nur zehn Türme dieser Art im Ruhrgebiet errichtet, von denen heute nur noch drei erhalten geblieben sind.

1992 und 1993 wurde der Hammerkopfturm samt seiner maschinellen Ausstattung mit finanzieller Hilfe durch die NRW-Stiftung restauriert. 

 

Dabei mussten Korrosionsschäden an der Fachwerkskonstruktion sowie am gesamten Stahlbau und Schäden am Mauerwerk durch Verwitterung, Rissbildung, etc. behoben werden. Weitere Schäden bestanden in der Dacheindeckung und der Dachentwässerung. Außerdem wurden sämtliche Glasflächen ersetzt. Der Förderkorb mußte herabgelassen werden.

Wegen Wasserschäden in Höhe des Umlaufes war ab Ende 2007 eine weitere Renovierung erforderlich, die im April 2008 mit der Wiedereröffnung abgeschlossen wurde. Interessenten können sich bei der Stadt Castrop-Rauxel nach Besichtigungsterminen erkundigen.

 
Neben dem Hammerkopfturm befindet sich noch das 1902 vom "Gelsenkirchener Bergwerksverein" errichtete Bergbeamtenhaus, welches wegen seiner Größe und dem architektonischen Aufwand sowie seiner Details den gehobenen Typus des Zechenwohnungsbaus darstellt. Es ist in seiner ehemaligen Funktion und Architektur einmalig für den Bereich des Ruhrgebietes.


Im Gedenken an den irischen Gründer der Zeche Erin, William Thomas Mulvany, wurde um den Hammerkopfturm herum ein keltischer Baumkreis errichtet. Dieser soll angeblich seinen keltischen Vorfahren als Kalender gedient haben.

Der Hammerkopfturm, Bodelschwingher Straße 3, zählt heute zu den Wahrzeichen der Stadt Castrop-Rauxel und steht heute unter Denkmalschutz. Er erinnert, jetzt auch wieder illuminiert, an die vergangenen Tage des Bergbaus.

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